Die Natur lebt in einem Wechsel von Aktivität und Ruhe. Jeder Aktivität folgt eine Ruhepause. Sogar das Herz ruht zwischen den Schlägen.
Ununterbrochene Anspannung des Muskel- und Nervensystems schadet der Gesundheit. Entspannung ist wie ein kleiner Urlaub zwischen zwei Aktivitäten. Bewusste Entspannung und Erdung kann für Körper und Geist vorteilhafter sein, als ein kurzer Schlaf von gleicher Dauer. So können zum Beispiel während eines Body-Scans (s. Übungen) die Werte für Blutdruck, Herzschlag und Atmungsfrequenz auf ein Niveau fallen, das um fast 10% tiefer liegt als im normalem Schlaf.
Bewusste Entspannung stärkt die Nervenzentren, sammelt zerstreute Kräfte, erfrischt den ganzen Körper und erzeugt in kürzester Zeit ein Maximum an neuer Energie. Immer wenn physische oder psychische Müdigkeit auftritt oder der Geist unruhig wird empfiehlt sich eine Entspannungsübung.
Am besten übt man Entspannung allein und sucht sich dafür einen ruhigen Platz aus, an den man sich ungestört zurückziehen kann.
Wenn das Tun längere Zeit im Vordergrund steht und das Sein wenig Aufmerksamkeit bekommt wachsen Unruhe und Rastlosigkeit. Das Gewahrsein verliert sich im Außen, in einer Vielzahl von Aktivitäten, Wünschen, Zielen und Plänen.
Das Sein geht dabei nicht verloren - es wird nur vergessen. Um es wieder zu spüren braucht das Gewahrsein Erdung, z.B. durch den Fokus auf den Körper und/oder durch
Innehalten.
Das Körpergewahrsein kann durch achtsame körperliche Aktivität (z.B. durch Qi Gong, Tai Chi und Yoga) gestärkt werden.
Beim Innehalten werden äußere Aktivitäten bewusst gestoppt. Der Geist bleibt möglichst wach
und entspannt. Die innere Rastlosigkeit kommt dann mit der Zeit von alleine zur Ruhe - so wie sich das trübe Wasser in einem Wasserglas automatisch klärt, wenn man das Glas eine Weile unbewegt
stehen lässt, so dass sich der Schmutz am Boden des Glases absetzen kann.
Kennen Sie die Erfahrung, dass sich bestimmte Fähigkeiten (z.B. Skifahren) nicht nur während der aktiven Übungsphasen am Tag entwickeln, sondern auch in den Ruhephasen (im Schlaf)?
Haben Sie vielleicht auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Qualität Ihrer Arbeit enorm steigert, wenn Sie abwechselnd fokussieren und entspannen?
So wie Wurzeln im Verborgenen wachsen wenn der Same einmal gesetzt ist, so braucht es manchmal Zeit und Raum, um ein Thema zu vertiefen, um eine Frage zu klären oder eine schwierige Aufgabe anzugehen. Es braucht Zeit, um sich dem Thema zu nähern und zu erkennen, was klar (stimmig, sicher) ist und was noch unklar (unstimmig, unsicher) ist. Manchmal ist die Suche nach der zentralen Frage, die Suche nach einer prägnanten Formulierung des Anliegens der wichtigste und schwierigste Teil der Forschungsreise.
Wenn die Frage einmal glasglar formuliert ist, dann liegt die Antwort oft auf der Hand. Und manchmal braucht es Geduld. Zum Beispiel bei schwierigen Lebensfragen, bei denen unser bisheriges Wissen nicht ausreicht, um zu erkennen, in welche Richtung der nächste Schritt gehen soll. Dann will „der Same gewässert werden“, d.h. die Frage in Ruhe innerlich bewegt werden. Um dann wieder still wachsen zu können während wir "warten und lauschen". Dieses Warten und Lauschen öffnet einen Raum, als Einladung für Intuition, für neue Perspektiven, Möglichkeiten und Antworten.
Tiefe und Qualität unserer Einsicht nehmen zu, wenn wir abwechselnd fokussieren und entspannen. Dieser Prozesses erhält umso mehr Kraft, je intensiver das Interesse an der Frage, der Aufgabe oder dem Anliegen ist und je größer die Bereitschaft ist, auf vorschnelle Schlussfolgerungen zu verzichten und statt dessen immer wieder still auf die Antwort aus der Tiefe zu warten (auf die Reifung im Verborgenen). Der frische Blick nach einer Aktivitäts-Pause ermöglicht oft neue und überraschende Perspektiven.
Schon vor gut 100 Jahren haben Arbeitswissenschaftler festgestellt, dass angemessene Pausenzeiten nicht nur der Gesundheit dienen, sondern auch die Arbeitsleistung steigern. Die Länge der Pausen hängt dabei vom Inhalt der Arbeit und den Randbedingungen ab: Im normalen Arbeitsalltag ist die Pausenzeit natürlich deutlich kürzer als die Arbeitszeit. Beim „Vortasten in unbekanntes Gelände“ (z.B. beim Vorbereiten eines heiklen persönlichen Gespräches oder bei schwierigen Lebensfragen) ist es oft umgekehrt.
An welcher Stelle in Ihrem Leben braucht es Entspannung und Erdung?
Welche Fragen
bewegen Sie und welche Aspekte davon suchen Vertiefung?
Frank Böttger
40885 Ratingen
0170 142 8888
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