Prägnanz & Lebendigkeit


Wer kennt das nicht: Ein Gespräch oder ein Vortrag kommt nicht auf den Punkt und nichts wird wirklich bewegt. Es entsteht Verwirrung oder Langeweile und das Interesse und die Aufmerksamkeit beim Zuhörer verlieren sich.

 

Was braucht es, damit Kommunikation punktgenau und quicklebendig wird?

 

Ist es die Kunst, das Anliegen bzw. Ziel des Gesprächs nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig dem Prozess Raum zu geben, d.h. dem, was sich gerade im Gespräch zeigt und was „auch noch“ eine Rolle spielt?

 

Ist es der Mut, die „Knackpunkte“ wirklich zu benennen? Und auch die Offenheit, dem anderen wirklich zuzuhören und Raum für Überraschungen zu lassen? Ist es die paradoxe Mischung aus Sichtbarkeit (Kontur) und Anpassungsfähigkeit (Berührbarkeit) der Gesprächspartner?

 

Ist es das möglichst bewusste Hören und Sprechen jeder Äußerung mit allem, was da mitschwingt (Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehungshinweis und Appell)?

 

Ist es die Verbindung von Relevanz, Verständlichkeit, Leichtigkeit und Tiefe? Und auch die Bereitschaft zum direkten Austausch, der die Gesprächspartner gegenseitig nährt? Ist es die Art, wie das Gespräch zu einer Erfahrung wird, die die Sinne anspricht und die Wirkung spürbar macht anstatt nur „zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus zu gehen“?

 

Ist es die Ausrichtung, die bewusst das Echte, das Wertvolle und das Hilfreiche nährt, und nicht das Unechte, das Unerwünschte und das Destruktive?

 

Ist es die Fähigkeit, den anderen wirklich dort abzuholen, wo er gerade steht bevor der nächste Schritt besprochen wird?

 

Ist es die passende Auswahl und vielleicht auch der lebendige Wechsel der Kommunikations-Form und des Setups (beim Sitzen und in Bewegung, im Sprechen und Handeln, im Betrachten und Erforschen, im Erspüren und Erfahren, in Aktivität und Ruhe, mit Worten und als Bild oder Gestalt, als Gestik und als Mimik,...)?

 

In meiner Erfahrung ist der Wunsch nach Prägnanz und Lebendigkeit immer wieder eine neue Herausforderung. Was es braucht, um eine stimmige Balance (z.B. zwischen Klarheit und Offenheit) zu finden ist keine Frage, die ein für alle Mal so oder so beantwortet werden könnte sondern eine, die immer wieder neu an mich selbst gerichtet ist und (direkt oder indirekt) an meine Gesprächspartner.

 

Methoden und Modelle können dabei hilfreich sein, so wie Tonleitern dazu gehören, ein Instrument spielen zu lernen. Aber Tonleitern berühren ja nicht. Es ist die lebendige Musik, die berührt. In Kommunikation ist es der lebendige Kontakt, der bewegt. Dieser Kontakt braucht Zuwendung, waches Interesse. Und immer wieder die Frage und das wache Forschen nach dem, was die Situation und der Mensch in der Begegnung gerade benötigt. Es braucht Vertrauen in den Kontakt und den Wunsch, verstehen zu wollen und wirklich in Verbindung zu sein. Das stärkt die Kraft, den „Elefanten im Raum“ unerschrocken zu benennen und gleichzeitig offen zu sein für das, was sich daneben und dahinter noch zeigen will.

 

Wir können Menschen respektvoll begegnen, wenn wir ihnen genau an der Stelle begegnen, wo sie gerade stehen und wenn wir würdigen, was sich gerade zeigt. Gemeinsam lassen sich dann Perspektiven erforschen für den nächsten Schritt.

 


"Ich vertraue dir, dass dein Erleben real ist, also eine Tat-Sache, sinnvoll, einer eigenen (Psycho-)Logik folgend; mit der gleichen Überzeugung vertraue ich darauf, dass dein Erleben deine Kreation ist, dass du mächtig bist, diese und die Welt zu verändern.“
(Michael Mehrgardt)


 

Was macht den gegenwärtigen Moment klar und lebendig?

 


Details zum Kommunikationsquadrat (Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehungshinweis und Appell) finden Sie auf der Website des Schulz von Thun Institutes (s. LINKS).