Wahrheit der Situation


Die folgenden Beispiele zeigen, dass erhebliche Irritationen und Kommunikationsstörungen entstehen können, wenn der Kontext der Situation nicht angemessen berücksichtigt wird oder wenn ungeprüfte Vorannahmen den Realitätsbezug stören.

 

Kontext:

Wenn eine Trauergast auf eine Beerdigung eingeladen ist, dann verlangt der Kontext der Trauerfeier Respekt vor der Trauersituation und den anderen Trauergästen. Wenn eine Gast gerade „einen Clown gefrühstückt hat“ und die Trauergäste mit Scherzen „bespaßt“, dann irritiert und verletzt sein Verhalten die trauernden Gäste. Er missachtet die „Wahrheit der Situation“, die eine entsprechende Zurückhaltung fordert.

 

Realitätsbezug:

Im Rahmen eines psychologischen Experimentes wurde ein Psychiater gebeten, mit einem wahnhaften Patienten zu sprechen, der sich für einen Psychiater hält. Was der Psychiater nicht wusste: Sein Gesprächspartner im anschließenden „Patientengespräch“ war kein wahnhafter Patient, sondern tatsächlich auch Psychiater, der die gleichen Anweisungen erhalten hatte, wie er selbst.

Beide Psychiater blieben im „Patientengespräch“ bei ihrer Vorannahme, einem wahnhaften Patienten gegenüber zu sitzen und versuchten erfolglos, ihr Gegenüber entsprechend zu „therapieren“.

 

Es gibt kein Patentrezept, um der „Wahrheit der Situation“ gerecht zu werden, zumal wir wohl kaum jemals die „ganze Wahrheit“ einer Situation erfassen können. Wir können uns allerdings darum bemühen, indem wir unsere Vorannahmen und Glaubenssätze immer wieder überprüfen - vor allem dann, wenn sie im Konflikt mit der aktuellen Situation stehen. Oft brauchen wir auch Gesprächspartner, die uns helfen, unsere Perspektive zu erweitern, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden und blinde Flecken auszuschließen.

 

Darüber hinaus können wir für einen sicheren Rahmen für Gespräche sorgen, damit alle Beteiligten möglichst frei sprechen können. Dazu gehört z.B. ein störungsfreier Raum, Klarheit über den Anlass des Gesprächs, das Thema, das Ziel und die Rollen der Anwesenden.

 

Bei der Untersuchung des Kontextes kann das "Situationsmodell" unterstützen, relevante Fragen zu formulieren. Das "Riemann-Thomann-Modell" kann helfen, unterschiedliche Grundbedürfnisse verschiedener Menschen zu berücksichtigen und ihre Auswirkungen auf Beziehungen und Kommunikation. Mit dem „Wertequadrat“ lassen sich Wertekonflikte und ein möglicher Werteausgleich skizzieren.

 

Details zum Situationsmodell, Riemann-Thomann-Modell und Wertequadrat finden Sie auf der Website des Schulz von Thun Institutes (s. LINKS).

 


In welchen Situationen fühlen Sie sich echt und in Einklang mit dem, was gerade passiert?
Wie kann Ihre Antwort auf das, was gerade passiert, stimmig und hilfreich sein?


Der vierte Aspekt für erfolgreiche Kommunikation (Prägnanz & Lebendigkeit) ist auf der folgenden Seite beschrieben.